Rywig 02 - Hab Mut, Katrin by Berte Bratt

Rywig 02 - Hab Mut, Katrin by Berte Bratt

Autor:Berte Bratt
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-01-11T00:00:00+00:00


Das „friedliche “ Wochenende

Sentas Idee bewährte sich glänzend. Der Stundenplan wurde eines Abends an die Küchentür geheftet. Alle machten einen Sport daraus, ihn aufs Tüpfelchen einzuhalten. Es zeigte sich, daß auf diese Weise alle drei tatsächlich viel mehr freie Zeit hatten.

„Ich weiß, woher das kommt“, sagte Katrin. „Früher glaubten wir immer, wir müßten einander helfen. Wenn ich abwusch, meintest du, du müßtest abtrocknen. Wischte Beatemutti im Wohnzimmer Staub, meinten wir, wir müßten das Eßzimmer übernehmen - so purzelte den ganzen Tag immer einer über den anderen, aber jetzt - ja, jetzt tun wir das, was unser Amt ist, und dann sind wir frei.“

„Ja“, sagte Senta und blickte Katrin schalkhaft von der Seite an. „Frei, um sich über das Mittelschulpensum herzumachen.“

„Senta, du Strick - hast du dir deshalb den Stundenplan ausgedacht?“

„Weshalb denn sonst?“

„Oh, Senta, du bist - du bist also einfach der beste Kamerad, den es je gegeben hat.“

Katrin wußte selber nicht, was ihr einfiel. Seit die Mutter tot war, hatte sie niemals eine wirkliche Liebkosung empfangen oder jemanden zuteil werden lassen. Aber jetzt umschlang sie plötzlich Senta mit beiden Armen. „Ihr seid so gut zu mir, daß - daß -.“. Sie stockte und stand da und plinkerte ein wenig verlegen mit den Augen.

„Na du“, sagte Senta, nun auch verlegen.

„Ach, was bin ich für ein Schussel“, ertönte es plötzlich von der Tür her und die Verlegenheit war wie weggeblasen. „Ein preisgekrönter Riesenschussel.“ Es war Beate.

„Wunderbar, daß du Selbsterkenntnis besitzt, Beatemutti. Was hast du denn jetzt angestellt?“

„Den Schlüssel zum Schreibtisch verloren.“

„Hier im Hause?“

„Das kann man wohl sagen. Ich habe ihn nämlich in den abgeschlossenen Schrank hineinfallen lassen.“

„Hm, hm. Sag mal, Beatemutti, hast du dir auf nüchternen Magen einen Schnaps zu Gemüte geführt oder bist du noch nicht ganz wach?“

„ Ich bin hellwach, so wach, daß ich etwas in mein

Haushaltungsbuch eintragen wollte - und da passierte es. Mit anderen Worten, wir müssen einen Schlosser holen.“

„Wartet mal eben“, sagte Katrin. „Ich begreife nichts, aber zeig mir mal bitte das Unglücksding.“

Sie ging Beate ins Wohnzimmer nach, wo der Sekretär stand. „Siehst du, so“, sagte Beate. „Ich hatte den Schrank unter der Schreibtischklappe abgeschlossen und den Schlüssel hier hinter die Klappe gelegt.“

„Ja, das verstehe ich“, sagte Katrin.

„Nun wollte ich die Platte herunterklappen, um zu schreiben -.“ „Aha, da haben wir’s. Wenn die Klappe schräg steht, bildet sich eine kleine Ritze, genauso, wie wenn man eine Tür öffnet - und dann ist der Schlüssel durch diese Ritze geplumpst.“

„Ganz recht.“

„Aber halt mal - wenn ein Schlüssel da durchfallen kann, dann muß man ja auch ohne weiteres einen - habt ihr einen Magneten im Hause?“

„Hans Jörgen hat sicher einen.“ Der Magnet wurde gefunden, Katrin machte ihn an einem Bindfaden fest und ließ ihn durch die Ritze hinab. Sie ließ den Bindfaden hin und her pendeln, aber der Schlüssel ließ sich nicht herbeilocken.

„Der ist vermutlich unter irgendwelchem Papier gestrandet oder so - aber wartet mal.“

Sie lief fort, um den Werkzeugkasten zu holen.

„Du hast doch nicht etwa die Absicht, die Tür aufzubrechen, Katrin? Wenn eine einzige Schramme in das alte Mahagoni kommt, dann weine ich.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.